Warum er einen neuen Verein gegründet hat

Warum er einen neuen Verein gegründet hat

Die Missstände waren nicht mehr auszuhalten

Fußball lebt von Traditionen, von einer Historie mit Höhen und Tiefen. In den letzten Jahren haben viele Vereine ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Hierzu erst einmal herzlichen Glückwunsch. Mögen die nächsten 100 Jahre genauso ereignisreich mit etwas mehr Höhen als Tiefen und viel Leidenschaft und Herzblut der Menschen weitergehen. – Doch nicht alle sind zufrieden mit dem Vereinsleben und wie es sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. 

Thorsten Themann, Fußballtrainer aus Schleswig-Holstein, ist einer von ihnen und hat Ende 2020 endgültig einen Schlussstrich gezogen. Kein Fußball war für ihn jedoch keine Option. Deshalb hat er seinen eigenen Fußballclub gegründet. Am 29.12.2020 begann der Weg des FC Büdelsdorf e. V., ein Verein für Hobbyfußballer, ohne Leistungsdruck und mit dem, was den Amateurfußball auszeichnet: Geselligkeit, Wir-Gefühl und Freude am Spiel. Auf Vereinsimpuls erzählt er seine Gründe für diesen radikalen Schritt und gibt Tipps für für die Neugründung eines Fußballvereins.

„Die Anspruchshaltung einiger Spieler hat mich angeko…!“

Es haben sich verschiedene Gruppen gebildet. Es war nicht mehr ein Verein, sondern eine Zweckgemeinschaft mit mehreren Abteilungen innerhalb der Fußballspate. Die Jugend und die Senioren hatten nichts mehr miteinander zu tun. „Als ich Jugendlicher war, habe ich die Spieler der ersten Mannschaft bewundert“, erzählt Themann. Heute kennen sie sich gar nicht mehr und gehen wortlos aneinander vorbei. Das liegt auch daran, weil sich die erste Mannschaft vom Rest distanziert. Themann: „Sie hielten sich in der Kreisliga für das Maß aller Dinge. Überhaupt hat mich diese Anspruchshaltung einiger Spieler angekotzt!“ Aus seiner Sicht habe sich auch das Spiel verändert. „Es ist viel aggressiver auf dem Feld, Respekt ist nur noch eine Floskel und das Schlimmste ist, dass es seitens der Vereine kaum Konsequenzen für das Fehlverhalten der Spieler gibt.“

„Nicht nur reden, sondern machen!“

Häufig wird etwas versprochen, Besserung gelobt und um Geduld geworben. Im Ehrenamt muss man sicherlich Abstriche in der Geschwindigkeit von Entwicklungen machen. Dennoch gibt es Beispiele, die vermuten lassen, dass ein echter Veränderungswille gar nicht vorhanden ist. Zum Beispiel bei der internen Kommunikation. Hier neue Strukturen aufzubauen, ist umständlich, aber man muss es einfach mal angehen. „Beim FC Büdelsdorf möchte ich das anders. Nicht nur reden, sondern machen! Ich will eine Umsetzungskultur. Zudem sollen die Wünsche und Ideen der Jugend Gehör finden.“ Diese von der Konsole wegzubekommen, ist Themann ein großes Anliegen. Überhaupt gehe es ihm darum, dass alle in einem Boot sitzen. Sein Rezept dafür: Eine klare, konstruktive und wertschätzenden Kommunikation. Dazu gehört auch, sich regelmäßig Feedback der Mitglieder einzuholen, nicht nur einmal im Jahr.

„In meinen ehemaligen Vereinen war nicht alles schlecht. In ihnen sind viele Ehrenamtler tätig, die gute Arbeit leisten und die ich sehr schätze. Meine Meinung ist demnach nicht als Generalkritik gemeint.“

Thorsten Themann

3 Tipps für die Vereinsgründung

  1. Erfahrung ist für die Vereinsgründung Gold wert. Wenn ihr überlegt, diesen Schritt zu gehen, dann informiert euch vorher bei dem jüngsten Verein, den ihr kennt. Dieser kann euch sicherlich Informationen geben, mit denen ihr viel Zeit, Stress und vielleicht auch Geld sparen könnt. Die Bürokratie ist enorm und umfasst Dinge, auf die man nicht so einfach kommt. Ein Beispiel ist die Eintragung in das Transparenzregister. Diesen formalen Akt habe ich deutlich unterschätzt.
  2. Überlegt euch vorher genau, mit wem ihr zusammenarbeiten wollt. Hierzu zählen auch die Sponsoren. Am besten ihr checkt vorab den gesamten Kostenapparat und geht dann konkret auf mögliche Unterstützer zu. Achtung: Den finanziellen Aufwand kann man schnell mal unterschätzen.
  3. Legt fest, welche Ziele ihr mit eurem Verein erreichen wollt. Schreibt zum Beispiel ins Leitbild, ob ihr leistungsbezogenen oder Breitenfußball anbieten wollt. Definiert die Strukturen. Wie oben beschrieben, sind diese nämlich die Hauptursache, weshalb ich überhaupt einen neuen Verein gründen wollte. Zu guter Letzt: auch wenn es verlockend ist, geht nicht den einfachen, sondern den für euch richtigen Weg. Langfristig werdet ihr damit glücklicher sein.

„Hätte ich es vorher gewusst … .“

Der neue Verein soll eine Begegnungsstätte sein, wo Alt und Jung zusammenkommen und nach dem Training und den Spielen im Vereinsheim ihr Getränk trinken. So, wie es früher halt war. Der FC Büdelsdorf will Menschen wieder zum Fußballspielen animieren, egal, ob sie talentiert sind oder einfach nur Just-for-Fun kicken wollen. Dieser Idee folgten über 80 Menschen, sodass in der ersten Saison direkt drei Herrenmannschaften gebildet werden konnten. Thorsten Themann: „Wir haben Wert daraufgelegt, eine etwas andere Sichtweise auf den FC Büdelsdorf zu schaffen. Ich denke, dass ist uns bis hierhin auch ganz gut gelungen. Und dennoch: hätte ich vorher gewusst, dass eine Vereinsgründung so aufwendig ist, hätte ich es vermutlich nicht gemacht. – Schlussendlich überwiegt aber der Stolz, dieses Mammutprojekt wirklich umgesetzt zu haben und die Freude auf die Zukunft mit diesem Verein, im zweiten Jahr vielleicht auch schon mit einer oder mehreren Jugendmannschaften.“